1 Die Entstehung des Islam
Religionsstifter Mohammed (ar : der vielgelobte), um 570 als Sohn eines Händlers in Mekka im heutigen Saudi-Arabien geboren. Nach der Überlieferung soll ihm 610 der Erzengel Gabriel erschienen sein, und ihm die ersten Verse (Ayat) des Korans übermittelt haben, der ihm im Verlauf der folgenden 21 bis 22 Jahren Vers für Vers offenbart worden sein soll. Muslime sehen den Islam als Fortsetzung der göttlichen Offenbarungen des Judentums und des Christentums an.
2 Grundlagen des Islam
2.1 Die fünf Säulen
Die Grundsätze des Islam, die fünf Säulen, die zu erfüllen jeder Muslim verpflichtet ist, sind:
Das Glaubensbekenntnis Schahada : «Ich bekenne, dass es keinen Gott außer Gott gibt und Muhamad ist sein Prophet» . Die Schiiten fügen in der Regel noch den Satz: «und Ali ist der Freund Gottes» hinzu. Wer sich einmal zum Islam bekannt hat, ist nach islamischem Recht bis zum Tode Muslim, weshalb in islamischen Ländern auf die Durchsetzung dieses Rechtsgrundsatzes geachtet wird und "Abtrünnige" oft verfolgt werden.
Das Gebet Salat ist eine Pflicht. Zu festgelegten Zeiten – zu denen der Muezzin ruft – werden Gebete gesprochen: In der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, abends und bei Einbruch der Nacht. Zuvor erfolgt unter fließendem Wasser, zur Not mit Sand, die rituelle Reinigung. Das Zusammenlegen oder Nachholen von Gebeten ist unter bestimmten Bedingungen gestattet, z.B. auf Reisen. Am Freitag sollte das Mittagsgebet (Freitagsgebet) in der (Haupt)-Moschee stattfinden, dann wird auch gepredigt. Viele Muslime beten aber auch sonst wenn möglich in der Moschee.
Die Almosensteuer Zakat . Die Erträge werden für Bedürftige und Kranke verwendet oder zum Aufbau religiöser Schulen. Die Höhe ist nicht einheitlich und variiert zwischen 2,5-10%, wobei auch die Besteuerungsgrundlage (Einkommen oder Gesamtvermögen) nicht einheitlich geregelt ist. Die Zakat stellt eine der drei nach islamischem Recht erlaubten Steuerformen dar; die anderen beiden sind die Grundsteuer (Charadsch) und die Kopfsteuer (Djizya), die von Nichtmuslimen in islamischen Gesellschaften als Gegenleistung für ihre Duldung (siehe: Dhimmi) verlangt werden kann.Das Fasten Saum . Im Ramadan wird von Beginn der Morgendämmerung, wenn man einen «weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden» kann (Koran 2:187), bis vollendetem Sonnenuntergang gefastet, nichts gegessen, nichts getrunken, nicht geraucht, kein ehelicher Verkehr und manche andere Enthaltsamkeit im Verhalten geübt. Der eigentliche Sinn des Fastens wird von den meisten Muslimen in der islamischem Welt dadurch unterlaufen, dass sie die Nacht zum Tage machen, was sowohl von Fundamentalisten wie auch aus Kreisen der Wirtschaft immer wieder kritisiert wird.
- Die Pilgerfahrt Hadsch . Einmal in seinem Leben soll der Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka antreten, die im letzten Mondmonat stattfindet, sobald er dazu in der Lage ist – denn dann wird es zur Pflicht. Zu den auszuführenden Riten gehört unter anderem das Umkreisen der Kaaba, das Verweilen auf dem Hügel Arafat, der Lauf zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa und die rituelle Steinigung des Satans.
2.2 Glaubensgrundsätze
Der Islam ist in mehrere Richtungen gespalten.
Die Sunniten bilden mit etwa 90% die zahlenmäßig größte Gruppierung. Sie unterteilen sich wiederum in die sunnitischen Rechtsschulen der Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten.
Die Schiiten sind die zweite große Richtung. Sie unterteilt sich in die so genannten Imamiten oder Zwölferschia. Sie sind vor allem in Iran, Irak, Bahrain und dem Libanon weit verbreitet. Die Anhänger der Siebenerschia (Ismailiten) leben vor allem im indischen Subkontinent (Bombay, Karachi und Nordpakistan), Afghanistan und Tadschikistan. Die Zaiditen oder Fünferschia finden sich heute nur noch im Jemen. Daneben existieren einige andere kleine Gruppen, die zuweilen den Koran sehr unkonventionell auslegen oder gar Ali Ibn Abi Talib vergöttlichen.
Die Charidschiten sind heute die kleinste Richtung des Islams, bekannt unter dem Namen Ibaditen. Sie leben vor allem in Südalgerien, auf der tunesischen Insel Djerba und in Oman.
Der Wahhabismus ist eine äußerst strenge Auslegung der hanbalitischen Rechtsschule der Sunniten. Der Wahhabismus ist die Staatsreligion in Saudi Arabien, welches die Verbreitung dieser Strömung in anderen Ländern heute finanziell fördert.
Alle Religionen haben einen inneren (esoterischen) Aspekt und einen äußeren (exoterischen). Die mystische innere Dimension des Islam ist der Sufismus (auf Arabisch Tasawwuf ). Siehe auch: Bektaschi, Halveti, Jerrahi, Derwischorden (Tariqa), Abdal, Naqschbandi.
- Weitere Gruppen sind die Aleviten und die Ahmadiya. Aus dem schiitischen Islam haben sich auch die eigenständigen Religionen der Drusen, des Babismus und die Religion der Baha'i entwickelt.
4 Geschichte
Die politische Geschichte des Islam und des Kalifats wird in eigenen Artikeln behandelt. Eine Herrscherliste bietet die Liste der Kalifen.
5 Gegenwart
Heute ist der Islam in vielen Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas, Zentral- und Südostasiens verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist dabei der Trockengürtel, der sich von der Sahara im Westen über den Nahen Osten und den Kaukasus bis nach Zentralasien im Osten zieht. Muslimisch geprägte Länder in Europa sind Bosnien, die Türkei und Albanien. Viele weitere Länder haben muslimische Minderheiten.
Der «Organisation der Islamischen Konferenz» gehören derzeit 57 Mitgliedsländer an: Afghanistan, Ägypten, Albanien, Algerien, Azerbaijan, Bahrain, Bangladesh, Benin, Brunei, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Djibouti, Gabun, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Guyana, Indonesien, Iran, Iraq, Jemen, Jordanien, Kamerun, Kasachstan, Kirgisistan, Komoren, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Malediven, Mali, Mauretanien, Marokko, Mozambique, Niger, Nigeria, Oman, Pakistan, Palästina, Qatar, Saudi Arabien, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Suriname, Syrien, Tadschikistan, Togo, Tschad, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Uganda, Usbekistan und Vereinigte Arabische Emirate.
Seit der «Kairiner Deklaration der Menschenrechte im Islam (http://www.humanrights.harvard.edu/documents/regionaldocs/cairo_dec.htm)» 1990 ist die Scharia wieder Basis der Gesetzgebung in allen islamischen Ländern. Die praktische Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich und reicht von «praktisch nicht erkennbar», wie in der Türkei, über die Umsetzung nur im zivilrechtlichen Bereich (Tunesien) bis zur vollständigen Geltung (Sudan). Zuweilen gilt die Scharia nur in islamisch dominierten Landesteilen (Nigeria). Besonders drakonische Strafen (Amputation, Steinigung), die oft international kritisiert werden, finden in relativ wenigen islamischen Ländern Anwendung und werden auch innerhalb des Islams stark kritisiert, weil dabei meist die in der Scharia vorgeschriebenen strengen Schutzbedingungen für Angeklagte außer Acht gelassen werden, so zum Beispiel die Pflicht, mindestens vier erwachsene männliche Muslime als Zeugen vorzuführen, welche die Tat selbst mit eigenen Augen gesehen haben. Es gibt allerdings hier eine Grauzone, da bei sogenannten «Ehrdelikten» (beispielsweise Tötungen wegen Ehebruchs), selbst in der laizistischen Türkei die Gerichte ein oder zwei Augen zudrücken. Ein Bereich der Scharia, der wohl nur noch im Sudan existiert, ist die Sklaverei.
Ab etwa 1500 begann der Westen, sich auf allen Bereichen immer rasanter zu entwickeln. Dieser Prozess wurde in der islamischen Welt erst spät durch die sich häufenden militärischen Niederlagen wahrgenommen. Die Folge waren im 19. Jahrhundert Versuche, das Militär nach westlichem Muster zu modernisieren, was erst einmal gründlich mislang. In Europa oder von Europäern ausgebildete Offiziere brachten aber westliches Gedankengut mit und sahen später oft im Nationalismus, nicht nur in der Technik, die eigentliche Ursache der europäischen Dominanz.
Eine Welle der intelektuellen Erregung brachte der Russisch-Japanische Krieg 1905. Ein asiatisches Land hatte es geschafft, eine scheinbar unbesiegbare europäische Macht zu bezwingen! Und dieses Land war nicht islamisch. Das war politischer Ansporn für diejenigen, die den Islam als bremsend ansahen und westliche Methoden einführen wollten; diejenigen, die in der Tradition Ibn Taimiyas (gestorben 1328) das Heil in der Rückkehr zu den verklärten Zuständen des «Urislam» sahen (z.B. Gruppen wie die 1928 gegründeten Muslimbrüder), warf es zurück. Die im 20. Jahrhundert im Nahen Osten gegründeten Staaten richteten sich folgerichtig nach europäischem Muster aus, wobei nur autokratische Systeme (Monarchie, Faschismus, Sozialismus) zur Anwendung kamen. Großer Erfolg war und ist ihnen nicht beschieden: weiterhin sind alle islamischen Staaten Entwicklungsländer. (Ausnahmen wie der Tigerstaat Malaysia bestätigen eher die Regel, denn der dortige Boom wird hauptsächlich von der chinesischen Minderheit generiert.)
Die Reaktion war eine verstärkte Zuwendung der Bevölkerung zu islamistischen Gruppierungen, zumal diese sich stark im sozialen Bereich und wirtschaftlich für den von westlich geprägten Eliten vernachlässigten Mittelstand (z.B. Basarhändler und Handwerker) einsetzten. Zudem vermittelten die Islamisten glaubhaft den Eindruck, nicht korrupt zu sein. Erster Höhepunkt dieser Gegenbewegung war die islamische Revolution 1979 in Iran.
6 Die Heiligen Städte des Islam
Im Islam gilt eine Vielzahl von Städten als heilig, wobei dreien eine besondere Bedeutung zukommt:
Mekka - ist der Geburtsort Mohammeds mit der Kaaba als zentralem Heiligtum des Islam, dass die Gebetsrichtung (Qibla) bestimmt.
Medina - nördlich von Mekka, ist der Ort, an dem der Islam erste politische Wirkungskraft entfaltete.
- Jerusalem - nach muslimischer Überlieferung die erste Qibla-Richtung und der Ort, den die Muslime als geographische Position der im Koran (Sure 17, «Die nächtliche Reise») erwähnten al-Aqsa-Moschee definiert haben.
Daneben gibt es eine große Zahl an Wallfahrtsorten unterschiedlicher Bedeutung. Meist handelt es sich dabei um Grabstätten, etwa von Gefährten Mohammeds, der Imame der Schia oder von Sufi-Scheichs.
Führend in der Zahl heiliger Orte ist vermutlich der nordafrikanische Volksislam mit unzähligen Grabstätten von Marabuts.
Abgesehen von den ersten drei heiligen Stätten, ist der Status solcher Orte - wie die Heiligenverehrung selbst - im Islam ein äußerst kontroverses Thema.
Jerusalem stellt in der Liste der heiligen Städte insofern einen Sonderfall dar, als sich der aus dem Koran hergeleitete Anspruch natürlich historisch nicht belegen lässt. Trotzdem ist er für Muslime einhellig eine Glaubenswahrheit, was ihn in der praktischen Auswirkung einer «historischen Wahrheit» gleichstellt.
7 Der Islam und andere Religionen
Der Islam unterscheidet bei seiner Betrachtung Andersgläubiger strikt zwischen monotheistischen und polytheistischen Religionen. Juden und Christen haben als «Schriftbesitzer» (ahl al-kitab) in islamischen Staatswesen eine den Muslimen untergeordnete Stellung, werden aber nicht als Heiden (siehe Schirk und Kufr) betrachtet, wenn sie den Regeln ihrer Religion gemäß leben.
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8 Statistik
Gemeinschaft / Tradition | Mitglieder / Anhänger |
Gesamtzahl der Muslime in Deutschland | 3.200.000 |
- Sunnitische Muslime | 2.200.000 |
- Aleviten | 340.000 |
- Iranische Imamiten und türkische Schiiten | 170.000 |
- Sufi-Gemeinschaften | 10.000 |
- Ismailiten | 12.00 |
- Ahmadiyya | 22.000 |
- Muslime mit deutschem Pass | 310.000 |
darunter: deutschstämmige Muslime | 10.900 |
Moscheevereine | |
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) | 110.000 |
Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) | 27.500 |
Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) | 20.000 |
Türkisch-islamische Untion (ATIB) | 11.000 |
Islamische Gemeinschaft Jama't un-Nur | 5.000-6.000 |
Muslimbrüder | 1.200 |
Kalifatsstaat | 1.100 |
(Quelle: REMID) |
9 Links
10 Bücher zum Thema Islam
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